„Wollen wir vom leidenden Heiland das Leiden lernen und folgen wir ihm auf den Spuren des Kreuzweges, denn niemals können wir unser eigenes Leiden verstehen, wenn wir nicht Jesu Leiden zu betrachten gelernt haben.“
Hl. Anna Schäffer
Aufgewachsen ist Anna Schäfffer in einer einfachen Handwerkerfamilie etwa 20 Kilometer nordöstlich von Ingolstadt, Deutschland. Dort kam sie am 18. Februar 1882 als drittes von sechs Kindern zur Welt.
An ihrem Erstkommuniontag schrieb Anna an Jesus einen Brief, in dem sie ihm folgenschwere Versprechungen machte:
„… mache mit mir, was du willst … Ich will dir Sühne leisten, und wenn du willst, mein Jesus, lass mich ein Sühneopfer werden für alle Unehre und Beleidigungen, welche gegen dich begangen werden …“
Sie dürfte bei ihrer Hingabe an den Eintritt in einen Orden und die Arbeit als Missionsschwester gedacht haben.
Im Juni des Jahres 1898 (mit 16 Jahren) hatte Anna Schäffer ein visionäres Erlebnis, das sie tief erschütterte. Jesus erschien ihr in der Gestalt des guten Hirten und kündigte ihr ein langes und schweres Leiden an.
„Er hatte einen Rosenkranz in der Hand; sprach auch zu mir vom Rosenkranzbeten und dass ich nicht 20 Jahre alt würde, dann müsste ich vieles, vieles leiden…“
Am 4. Februar 1901 passierte der Unfall, der alles veränderte:
Zusammen mit einem anderen Dienstmädchen wusch sie Wäsche in kochender Lauge. Das Ofenrohr hatte sich gelockert und Anna stieg auf den Kesselrand, um den Schaden zu reparieren. Sie rutschte aus und fiel bis zu den Knien in die kochende Lauge.
Alle Heilungsversuche scheiterten und man wartete nur noch auf ihren Tod. Ihr Zustand stabilisierte sich allerdings und man entließ man sie, weil man nichts mehr tun konnte.
Etwa neuneinhalb Jahre nach ihrem Unfall (am 4. Oktober 1910) bestätigte ihr Jesus in einer Vision:
„Dich habe ich angenommen zur Sühne meines heiligen Sakramentes. Und bei der heiligen Kommunion sollst du fortan jene Schmerzen meiner heiligen Passion spüren, womit ich dich armseliges Nichts erlöst habe. Leide, opfere und sühne in stiller Verborgenheit.“
Während sie an diesem Tag die heilige Kommunion empfing, trafen sie fünf Feuerstrahlen wie Blitze in die Hände, in die Füße und in das Herz. Sie schreibt:
„Es fing sogleich ein unendlicher Schmerz in diesen Körperteilen an … Dieses Leiden durfte ich seit Oktober 1910 mitleiden ohne Unterbrechung. An manchen Tagen ist es oft sehr vermehrt, besonders an Donnerstagen und Freitagen und an Sonn- und Feiertagen.“
Sie versuchte so zu leiden, wie Jesus: in Hingabe, in Opferbereitschaft und Liebe. So wie der Herr am Kreuz bis in die extremste Not hinein die Liebe aufrechterhalten hat, so wollte auch sie durchhalten. Sie schrieb am Ende:
„Im Leiden habe ich dich lieben gelernt.“
Sie wuchs immer mehr in die Haltung der Liebe hinein, die sie vom Herrn übernahm. Das befähigte sie, sich der Not und der Anliegen ihrer Mitmenschen zu widmen. Sie, die so hilflos war, dass sie nicht aus eigner Kraft einen Fuß vor das Bett setzen konnte, wurde zu einer Helferin für viele.
Am 5. Oktober 1925 holte sie der Herr heim in sein Reich. Im Augenblick des Todes betet sie mit letzter Kraft:
„Jesus, dir leb ich!“
Am 21. Oktober 2012 hat Papst Benedikt XVI. Anna Schäffer zur Heiligen erhoben und sie damit der gesamten Kirche zur Verehrung empfohlen.