Im Nachruf auf Papst Benedikt XVI. möchten wir mit Ihnen eine seiner Ansprachen über Leid und Freude teilen. Seine Rede hat er 2012 in Castel Gandolfo an eine Pilgergruppe der Erzdiözese München-Freising beim „Bayrischen Abend“ gehalten. Sie darf uns nach seinem Heimgang zum Vater und am Anfang dieses neuen Jahres stärken:
„Nun mag jemand sagen, darf man sich eigentlich so freuen, wenn die Welt so voll Leid ist? Wenn es so viel Dunkles und Böses gibt? Ist es überhaupt erlaubt, so übermütig und fröhlich zu sein? – Und die Antwort kann nur lauten: Ja, denn mit dem Nein zur Freude dienen wir niemand, machen wir die Welt nur dunkler. Und wer sich selbst nicht mag, kann auch dem andern nichts geben, kann ihm nicht helfen, kann nicht ein Bote des Friedens sein. Wir wissen es aus dem Glauben und wir sehen es jeden Tag: die Welt ist schön und Gott ist gut. Und dadurch, dass er als Mensch unter uns hereingetreten ist, mit uns leidet und lebt, heißt es endgültig und handgreiflich ‚Ja‘. Gott ist gut und es ist gut, ein Mensch zu sein. Wir leben aus dieser Freude und aus dieser Freude heraus versuchen wir auch andern Freude zu bringen, dem Bösen zu wehren und Diener des Friedens und der Versöhnung zu sein.“
Sein Leben
Joseph Ratzinger wurde als drittes Kind der Eheleute Josef und Maria Ratzinger in Marktl am Inn geboren. Es war der 16. April 1927, ein Karsamstag und schon wenige Stunden nach seiner Geburt wurde er mit dem frisch geweihten Osterwasser auf den Namen “Joseph Aloisius Ratzinger” getauft. Joseph Ratzinger wurde als Flakhelfer mit anderen Seminaristen eingezogen, kurz vor Kriegsende beging er Fahnenflucht und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft, ehe er am 19. Juni 1945 „überglücklich den Entlassungsschein in Händen hielt“, mit dem das Kriegsende auch für ihn Wirklichkeit wurde.
Im Anschluss begann Joseph Ratzinger sein Theologiestudium und wurde am 29. Juni 1951 mit seinem Bruder Georg zum Priester geweiht. Seelsorge als Stadtpfarrer, Professor an verschiedenen Universitäten und Konzilsberater beim II. Vatikanischen Konzil waren fortan seine Aufgaben.
Im Frühsommer 1977 wurde er zum Bischof und einen Monat später zum Kardinal ernannt. „Habemus Papam“ hieß es am 19. April 2005, als Joseph Ratzinger zum 265. Nachfolger des heiligen Petrus gewählt wurde – Papst Benedikt XVI. folgte dem verstorbenen Papst Johannes Paul II. Der damals neue Papst hat bereits in seinen ersten Äußerungen klargemacht, dass er das geistige und geistliche Erbe von Johannes Paul II. fortführen wird. Vom 7.-9. September 2007 besuchte Papst Benedikt XVI. aus Anlass des 850. Jahrestags der Gründung von Mariazell Österreich. Neben Mariazell ging seine Reise auch nach Wien und Heiligenkreuz.
„Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler.“
Mit diesen Worten trat er am 11. Februar 2013 als Papst und Bischof von Rom zurück – ein historisches Ereignis. Dass ein Papst nicht durch den Tod aus dem Amt scheidet, hat es seit dem 13. Jahrhundert nicht mehr gegeben. Seinen Rücktritt begründete er mit seinem fortgeschrittenen Alter und der damit verbundenen schwindenden Kraft. Am 31. Dezember 2022 ist er im Alter von 95 Jahren im Kloster Mater Ecclesiae gestorben.
Sendungen aus unserem Programm
Wenn Sie Papst Benedikt XVI., seine Theologie, seine Schreiben und Werke näher kennenlernen möchten, empfehlen wir Ihnen unser Programmarchiv:
Katechismus: „Benedikt XVI., ein großer Hirte (1): Ausbildung Benedikts zum Hirten“, mit P. Thiemo Klein (hier gibt es auch weitere Folgen dieser Reihe)
Katechismus: „Die Theologie und das Werk von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. (1): Einführung in das theologische Werk von Joseph Ratzinger“, mit S.E. Kurt Kardinal Koch/Rom (hier gibt es auch weitere Folgen dieser Reihe)
Glaubensforum: „Benedikt XVI. und Europa“ (1), mit Dr. Peter Egger (hier gibt es auch weitere Folgen dieser Reihe)