Interview zum Silbernen Priesterjubiläum

„Ein Studienfreund aus Mainz, der gerade vor seiner Diakonweihe stand, hat mich bei einem sommerlichen Spaziergang über die Donauinsel gefragt: ‚Andreas, was hindert Dich noch?'“

Diese Wort waren wohl der letzte Impuls, den unsere Programmdirektor Andreas Schätzle gebraucht hat, sodass er seine Entscheidung für die Berufung als Priester treffen konnte. Am 24. Juni  1995   wurde er zum Priester geweiht – gleich am nächsten Tag fand die Primiz in Wien-Favoriten (St. Paul – PAHO) statt. Eine Woche später, am zweiten Juli zelebrierte er die erste Messe in seiner Heimat in Saarbrücken. Passend dazu gibt es hier, 25 Jahre danach, ein Interview von Gudrun Trausmuth mit dem Jubilar.

Von der tiefen Berührung durch Gott

Gudrun Trausmuth: Wann tauchte das erste Mal die Frage nach dem Priestertum in dir auf?

Andreas Schätzle: Als Kind schon war ich wieder und wieder sehr berührt von der Liturgie und den Gesängen der Hl. Messe. Unvergesslich ist mir, als ich in der Pfarrkirche in Göstling/Ybbs, wo wir als Familie gerne Wander- oder Skiurlaub machten, zum ersten Mal das „Heilig“ aus der Schubert-Messe gehört habe. Auch wenn der Priester meiner Heimatpfarre Maria Königin in Saarbrücken nicht selten ärgerlich mit mir, einem wilden Bursch und Ministranten, war, spürte ich doch in seinem Dienst eine geheimnisvolle und anziehende Gegenwart durchstrahlen. Mit ca 16 Jahren nahm ich an einem von Redemptoristen veranstalteten Jugendevent teil. Zwei Erfahrungen stellten mein Leben dort auf den Kopf: einmal eine Gemeinschaft zu erleben, in der ich völlig akzeptiert und gemocht war. Das wurde für mich zur grundlegenden Erfahrung von Kirche. Zum zweiten wurden dort bei der Hl. Messe die Wandlungsworte gesungen, im Stile Neuen Geistlichen Liedes – das war für mich ein Moment unsagbarer Wärme, wie eine Umarmung. Da hat mich der Hl. Geist berührt – durch die Worte der Wandlung, den Gesang des Priesters und in Form eines nicht enden wollenden Stromes von Tränen. Überhaupt war mein Weg immer mit Musik und Singen verbunden, „von Kindesbeinen an“, könnte man sagen, bis heute, wo ich ja mit zwei benediktinischen Mitbrüdern ein Teil des Gesangsprojektes „Die Priester“, sein darf.

Wer hat dich dann in deiner Jugend/Studienzeit geprägt? Und wann hast du den konkreten Ruf, „Jetzt mach dich auf den Weg!“ gespürt?

Immer wieder waren es beindruckende priesterliche Gestalten, wie etwa der Studentenseelsorger P. Stanislaus Kluz, ein Jugendfreund des späteren Papstes Johannes Paul II. im polnischen Widerstand; Priester, aber auch andere geistliche Menschen, die mir durch ihr Leben und ihre Spiritualität, manchmal Mystik, etwas vom tiefen Geheimnis der Christusnachfolge vermittelt haben. Ich studierte damals schon Theologie aufs Lehramt an der Universität, sowie Komposition an der Musikhochschule in Wien. Ein Studienfreund aus Mainz, der gerade vor seiner Diakonweihe stand, hat mich bei einem sommerlichen Spaziergang über die Donauinsel gefragt: „Andreas, was hindert Dich noch?“ Diese Frage hat am 4. August 1991, übrigens der Gedenktag des hl. Pfarrers von Ars, nach jahrelangem Fragen und Ringen den Weg zu einer freudigen und freien Entscheidung geöffnet, den Schritt ins Priesterseminar zu wagen.

Du bist dann am 24.Juni 1995 im Stephansdom zum Priester geweiht worden. Was bewegt einen in so einem Moment wie der „prostratio“, wo der Weihekandidat auf den Boden hingeworfen, die Fürsprache des Himmels erfleht, oder dann bei der eigentlichen Weihe, wenn der Bischof Dir die Hände auflegt? – Zeichenhaft der Beginn des Dramas des Priestertums?

Den Tag der Priesterweihe habe ich in großer Freude erwartet und dann erlebt. Das sind einfach sehr, sehr starke Zeichen. Wenn du so am Boden liegst – diese Geste dürfen wir ja zu Beginn jeder Karfreitagsliturgie wiederholen – dann ist da eine plötzliche Stille und Dunkelheit um Dich, in die du hineinkommst und eintauchst, irgendwie  eine Erinnerung an dein Woher und Wohin: „Bedenke, Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“, zugleich: „Aus Liebe bist Du erschaffen, zur Liebe gehst Du, ganz Liebe sollst Du werden“. Die Erfahrung, dass du im letzten Gott allein gehörst, aber indem du dich ihm schenkst, „Ja“ sagst, dich von ihm verschenken zu lassen… Diese tiefe und heilsame Geste der Prostratio, auf den Boden und aufs Angesicht niedergestreckt zu sein, kann ja im Grunde jeder Mensch vollziehen und zum Gebet werden lassen: „Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder. Er aber legte seine rechte Hand auf mich und sagte: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit.“ (Offb 1,17-18)

Sehr stark habe ich erlebt, als der Bischof uns 10 Kandidaten in tiefer Stille – nur der Klang der größten Glocke des Stephansdoms, der Pummerin, war in diesem festlichen und geheimnisvollen Moment zu vernehmen – die Hände zur Weihe aufgelegt hat. Ihm haben sich die Weihbischöfe, darunter auch Christoph Schönborn, angeschlossen Danach kamen die 160 anwesenden Priester, die in einer langen, eine dreiviertel Stunde dauernden Prozession an uns auf den Altarstufen Knieneden vorbeizogen, um uns einer nach dem anderen in einem kurzen, stillen Gebet die Hände aufzulegen.

Eine weiterer starker Ritus ist die Übergabe von Kelch und Patene zur Feier des Hl. Messopfers mit den Worten: „Bedenke, was Du tust, ahme nach, was Du vollziehst und stelle Dein Leben unter des Geheimnis des Kreuzes!“

Das Überkleidetwerden mit den priesterlichen Gewändern und der anschließende Friedensgruß – ein Moment großen Jubels im ganzen anwesenden Volk Gottes.

In diesen Riten zeigt sich die Tiefe und Größe jener Gnade, die uns vollkommen übersteigt. Und auch hier lässt sich – das Leben zeigt es ganz gewiss – sagen, was der Apostel Paulus realistisch für alle Getauften bekennt: „Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäße; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt“. (2Kor 4,7)

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